#113 Seelsorgerinnen der Uniklinik Köln: Kann Weihnachten im Krankenhaus besinnlich sein?
Shownotes
Der Anfang des Monats Dezember erinnert uns an Menschen, die Hilfe brauchen – und an alle, die Hilfe geben. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung am 3.12., der Barbaratag am 4.12. und der Tag des Ehrenamts am 5.12. stellen soziales Miteinander und Mitgefühl in den Mittelpunkt. Mit Teilhabe, Stärke und Nächstenliebe schaffen wir Gemeinsamkeit, die uns allen ein Gefühl der Zusammenhörigkeit gibt.
In der Jahresabschlussfolge von #Erststimme wollen wir uns einem Ort widmen, an dem das Weihnachtsfest ganz anders erlebt wird als in Wohnzimmern voller Licht, Tannenduft und festlichem Miteinander – nämlich den Krankenhäusern. Michael Scheppe spricht mit den Seelsorgerinnen der Uniklinik Köln Pastoralreferentin Stefanie Bartsch von der Katholischen und Pfarrerin Caroline Schnabel von der Evangelischen Kirche. Wie begleiten sie Menschen in schweren Zeiten – mit Hoffnung, Nähe und einem offenen Ohr? Was bedeutet Weihnachten in der Klinik für Patienten und Angehörige? Und wie kann ihnen Zuversicht gespendet werden?
#Erststimme #Miteinander #Ehrenamt #Teilhabe #WeihnachtenImKrankenhaus #KonradAdenauerStiftung #KAS #Podcast
Redaktion: Michael Scheppe & Michael Sieben
Produktion: Sandra Wahle
"Erststimme" ist ein Podcast der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Transkript anzeigen
00:00:03: Unsere Rolle ist, bei den Menschen sein, in Kontakt miteinander sein, unser Gegenüber ernst nehmen, interessiert und offen
00:00:11: nachfragen.
00:00:12: Alles das mit Aushalten, was halt da ist.
00:00:14: Wir wissen ja oftmals gar nicht, was für eine Spiritualität haben die Menschen.
00:00:18: Also, wenn wir gerufen werden, ist das nicht in erster Linie, dass es dann sofort um tiefe Glaubensgespräche geht, sondern es ergibt sich oft aus solchen Situationen.
00:00:28: Und dann frage ich manchmal einen ganz behutsamen Ja, Haben Sie für sich einen Glauben etwas, was Ihnen halt
00:00:35: gibt?
00:00:45: Und damit hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Erststimmung, dem Podcast für politische Bildung.
00:00:52: Wir sprechen jeden Monat mit Menschen, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft was zu sagen haben oder etwas darüber zu sagen haben.
00:01:00: Heute geht es bei uns um das Thema Weihnachten im Krankenhaus.
00:01:04: Ich bin Michael Schöppe, schönen guten Tag
00:01:06: zusammen.
00:01:10: Ja, Weihnachten, das Fest der Familie und der Besinnung steht vor der Tür.
00:01:15: In der Jahresabschlussfolge von Erststimme wollen wir uns heute einem Ort widmen, an dem das Fest ganz anders erlebt wird als in Wohnzimmern voller Licht, Tannenduft und festlichem Miteinander, nämlich den Kliniken und Krankenhäusern.
00:01:30: Es ist ein Ort, an dem Hoffnung, an dem Angst abschied und ja auch neues Leben sehr nah beieinander liegen.
00:01:36: Was bedeutet also Weihnachten in der Klinik für Patienten und Angehörige und wie kann ihnen Zuversicht gespendet werden?
00:01:45: Das möchte ich gleich mit zwei Seelsorgerinnen der Uniklinik in Köln besprechen.
00:01:49: Die einen ist aus dem katholischen Team Pastoralreferentin Stefanie Barsch.
00:01:55: Hallo Frau Barsch.
00:01:57: Hallo Herr Schäppel.
00:01:58: Und die andere ist aus dem evangelischen Team Pfarrerin Caroline Schnabel.
00:02:03: Schönen guten Tag Frau Schnabel.
00:02:05: Guten Tag.
00:02:06: Ich grüße Sie beide.
00:02:08: Vielleicht lassen Sie uns doch zu Beginn dieses Podcast so ein bisschen in Ihren Alltag blicken.
00:02:13: Nun ist ja nicht immer Weihnachten, sondern nur ein paar Wochen im Jahr mit dem Advent.
00:02:18: Wie sieht denn Ihr Beruf in der Uniklinik so aus?
00:02:22: Vielleicht beginnen wir mit Ihnen, Frau Bartsch, wie sieht Ihr Alltag
00:02:26: aus?
00:02:28: Mein Alltag sieht im Prinzip jeden Tag fast anders aus.
00:02:31: Also diese Woche ist dafür sehr exemplarisch, dass was ich geplant habe, ist fast jeden Tag völlig anders verlaufen, weil es dann auf einmal Rufen gibt von der Station zur Begleitung.
00:02:45: Gestern hatte ich eine FSJ-Tlerin, die etwas Schlimmes erlebt hat, die ein Gespräch brauchte und damit war mein Plan, was ich zuerst machen wollte, hinfällig.
00:02:55: Und so läuft es oft.
00:02:56: Es gibt feste Termine, Besprechung auf Stationen und dann gibt es eben ganz viel, was jeden Tag neu und anders läuft, was einfach kommt und passiert.
00:03:07: Frau Schnabel, was läuft bei Ihnen jeden Tag anders?
00:03:09: Was passiert bei Ihnen?
00:03:12: Ja, bei mir ist es ähnlich, wie die Kollegin das gerade gesagt hat.
00:03:15: Wir haben uns insgesamt als Team der Seelsorge... die ganze Uniklinik und das evangelische Klinikum Köln-Wehrtal aufgeteilt nach Fachbereichen.
00:03:22: Das heißt, jeder und jeder von uns hat bestimmte Stationen, für die sie oder er zuständig ist.
00:03:27: Bei mir liegen Schwerpunkte auf der Palliativstation und auf einer internistischen Intensivstation.
00:03:32: Und
00:03:34: in diesen Stationen bin ich, wie die Kolleginnen auf ihren Stationen auch, regelmäßig präsent.
00:03:41: Also ich gehe zum Beispiel auf der Intensivstation einmal in der Woche auf Visite mit.
00:03:45: Da haben wir so eine Ethikvisite, wo dann ein größerer Fokus darauf liegt auf ethischen Fragen oder auf der Frage, was betrifft den Patienten sonst noch außerhalb seiner Krankheit?
00:03:58: Und da ist eben meine Rolle als Seelsockerin dann, meine Perspektive da einzubringen.
00:04:03: Das ist ein solche festen Termine, wo ich dann auf der Station auch alle Patienten einmal sehe, die da liegen und ... Ja, mir ein Bild machen kann, wo es vielleicht sinnvoll wäre, dass ich mich vorstelle als Seelsäugerin oder wo ich dann auch gebeten werde von der Station, mich mal vorzustellen.
00:04:16: Und dann gibt es darüber hinaus ja solche Rufen, wie die Kollegin das eben gesagt hat, dass irgendein Notfall passiert, wo wir dann angefordert werden als Seelsäugerin und unterstützen sollen, entweder in Angehörige oder auch Mitarbeiter.
00:04:33: Und dann gibt es Wochen, in denen wir in Ausbildungskontexten mitarbeiten, also wir arbeiten zum Beispiel mit in der Ausbildung von Intensiv- und Anästhesivlegerinnen, die so eine Weiterbildung machen oder auch in der Palliativmedizin sind, wir mit eingebunden.
00:04:47: Das ist aber dann, genau, das ist nicht jeden Woche.
00:04:51: Frau Bartsch, vielleicht machen wir noch mal mit Ihnen weiter, was mein Eindruck aus der Ferne ist, aber korrigieren Sie mich fängt Ihre Arbeit ja dann erst an.
00:05:00: Wenn Ärztinnen und Ärzte, wie man ja mitunter sagt, nichts mehr tun können, ist das wirklich Ihr ganzes Einsatzgebiet oder ist es...
00:05:10: Es ist auf jeden Fall breiter.
00:05:11: Also das ist es zum Glück nicht.
00:05:13: Das macht natürlich unsere Arbeit aus, aber das ist nur ein Teil, was wir tun.
00:05:19: Also am Ende des Lebens in Sterbebegleitung oder wenn jemand verstorben ist, dazu zu kommen.
00:05:26: Es ist oft auch... Z.B.
00:05:28: bei mir ist es der Schwerpunkt Kinderklinik, früh geborenen Station.
00:05:31: Es ist Begleitung der Eltern, der Familien in den Wochen, Monaten, die sie mit ihrem Kind in der Klinik verbringen.
00:05:37: Und da geht es ja jetzt nicht erst mal hier ums Sterben, sondern bestenfalls ums Gedeihen des Kindes, ums Gesundwerden.
00:05:46: Da bin ich regelmäßig dann in Gesprächen, in Begleitung.
00:05:50: Manchmal gibt es Nottaufen von Kindern, die in dem Bereich gemacht werden, wenn es doch noch kritisch ist.
00:05:57: Ja, aber das Spektrum ist schon breiter.
00:05:59: Es geht nicht nur um Begleitung in Sterbensituationen und großen Krisen, aber natürlich auch und dafür ist es ja gut, dass es uns gibt und dass wir eben auch über Rufbereitschaft das eben das ganze Jahr übertun, auch an Sonnen- und Feiertagen, ja, auch in den Stunden, wo andere Dienste eben nicht mehr zur Verfügung stehen aus dem psychosozialen Bereich.
00:06:22: Frau Schnabel, lassen Sie uns doch vielleicht von Ihrem Alltag in den meisten Wochen des Jahres so ein bisschen auf den Advent, auf Weihnachten fokussieren.
00:06:31: Die Zeit ist ja, wenn ich das so sagen darf, emotional ja irgendwie aufgeladen.
00:06:35: Eine Zeit, die man am liebsten mit der Familie oder mit Freunden verbringen möchte, jetzt aber nicht im Krankenhaus.
00:06:41: Wir unterscheiden sich die Gespräche, die Sie in dieser Zeit mit Patienten und Angehörigen führen, von der anderen Zeit des Jahres.
00:06:49: andere Sorgen und Nöte oder ist alles wie immer?
00:06:54: Ich würde sagen, vieles ist im Advent genauso wie sonst im Jahr, dass ein Krankenhausaufenthalt ja eigentlich immer ein Einschnitt oder eine Krise bedeutet, bei der man mit der Zerbrechlichkeit des Lebens konfrontiert wird.
00:07:07: Und das ist im Advent genauso wie in allen anderen Wochen auch, aber wie Sie das auch schon gesagt haben, im Advent oder an den Weihnachtszahlen, da kommt dann eben noch das Emotionale dazu.
00:07:17: Da kommen dann Erinnerungen an frühere Adventszeiten, an frühere Weihnachtsfeste, die dann in der Klinik eine Rolle spielen, die vielleicht dazu führen, dass jemand traurig ist, weil er ahnt, dass diese Zeit, wie es früher immer war, an Weihnachten zu Ende geht oder zumindest aussetzt für dieses konkrete Jahr.
00:07:35: Und da ist es dann manchmal meine Rolle als Seelsäugerin, das eben auch mit auszuhalten oder danach zu fragen, wie ist das denn für sie?
00:07:45: Was mögen Sie besonders an Weihnachten?
00:07:46: Was ist Ihnen wichtig an Weihnachten?
00:07:48: Solche Gespräche führe ich natürlich nicht im August, sondern in der Advents- und Weihnachtszeit.
00:07:54: Und ich würde sagen, ja, es liegt nochmal eine andere Bedeutung dann in so einem Klinikaufenthalt in ausgerechnet dieser Jahreszeit.
00:08:03: Frau Badisch, Weihnachten ist ja vor allen Dingen auch für Kinder eine frohe Zeit.
00:08:07: Nun betreuen Sie auch Kinder in der Uniklinik.
00:08:11: Wie ist Ihr Blick auf das Thema?
00:08:15: Also ich habe überwiegend, ich sag mal so mit den ganz kleinen, mit den Babys zu tun und deren Familien, die können natürlich noch nichts dazu sagen, aber deren Eltern und da, wo die Kinder ein bisschen größer sind, also in den Bereichen, wir haben ja auch eine große Kinderonkologische Station, da bekomme ich mit, also die machen sehr viel, was die eben auch für die älteren Kinder anbieten oder was wir auf der Kinderkardiologie jedes Jahr machen zu Nikolaus, eine kleine Nikolausfeier.
00:08:45: So für die Familien, die da sind, das ist immer sehr schön.
00:08:48: Dann gibt es den Elternvereinen.
00:08:50: kommen extra und backen frische Waffeln, dann richtig in Situation nach Waffeln.
00:08:54: Und so damit kann man dann schon mal die Kinder und Eltern aus dem Zimmer locken und ihnen ein paar schöne Stunden zeigen.
00:09:01: Und letztes Jahr war zum Beispiel eine muslimische Familie, die sich dazu gesetzt hat.
00:09:04: Und der Vater hat sich nachher total bedankt für den schönen Nachmittag und meinte irgendwie, sie kommen irgendwie gerne wieder, wo ich hoffte, na ja, also ich wünsche ihnen nicht, dass sie wieder in der Klinik sind.
00:09:14: Aber das fand ich einfach total nett, also dass man da einfach gemerkt hat, okay, das ist mal so ein Moment.
00:09:20: wo dann auch noch mal was anderes in den Klinikalltag gerade in der Zeit dann die Familien reinkommen kann.
00:09:25: Das ist ja auch insgesamt in der Klinik so, dass man in der Advents- und Weihnachtszeit beobachten kann, dass sich die Stationen viel Mühe geben, das Besondere dieser Zeit auch sichtbar zu machen.
00:09:34: Also da sind dann auf einer Station alle Türen der Patientenzimmer irgendwie weihnachtlich oder adventlich geschmückt und es werden Teamfeiern, also Weihnachtsfeiern fürs Team irgendwie angekündigt.
00:09:48: Das kann man dann immer sehen, weil es da hängt an den Stationsbrettern oder so.
00:09:51: Und auch Angehörige bringen Weihnachtsschmuck mit und dekorieren die Zimmer irgendwie.
00:09:56: Ich hatte auch schon mal einen Patienten, der einen Weihnachtsbaum dann in seinem Zimmer auf der Palliativstation hatte.
00:10:01: Da merkt man dann so, es soll dann etwas von der Atmosphäre hier in die Klinik gebracht werden, auch wenn dadurch, dass man in der Klinik ist, alles so anders ist als sonst und als man es vielleicht gerne hätte.
00:10:12: Ich meine, man kennt das ja von zu Hause.
00:10:13: Es wird geschmückt, gut gegessen.
00:10:15: Es gibt Geschenke im besten Fall.
00:10:17: Jetzt habe ich schon ein bisschen beschrieben, dass Sie da auch Ansätze versuchen in der Uniklinik.
00:10:23: Was ich mich da noch gefragt habe, kann es wirklich besinnlich sein im
00:10:27: Krankenhaus?
00:10:29: Es ist natürlich ein Betrieb, der von manchmal von Hektik und von Straffen Zeitplänen geprägt ist.
00:10:37: Und das... ist in der Advents- und Weihnachtszeit nicht anders als sonst auch, weil da eben bestimmte Dinge hier einfach getan werden müssen.
00:10:43: Und manchmal auch schnell und unter Druck.
00:10:46: Das bleibt dann nicht aus.
00:10:47: Und trotzdem würde ich sagen, es gibt besinnliche Momente mal wieder, weil die Menschen, die hier arbeiten, ja auch, also für die ist es ja auch eine besondere Zeit und die arbeiten hier auch als Menschen, denen, die abends in der Weihnachtszeit vielleicht was bedeutet und die dann ja eine andere Stimmung verbreiten manchmal.
00:11:07: Und ...
00:11:08: Gibt es dir auch bei den Patienten und Angehörigen eine gewisse Besinnlichkeit, Frau Bartsch?
00:11:13: Oder ist den, den, den, die gerade krank sind,
00:11:17: ist es
00:11:18: den vielleicht, ich sage es einfach mal so völlig egal, dass gerade Weihnachten ist, es geht mir Hauptsache darum, gesund zu werden.
00:11:24: Und dann freue ich mich halt auf das nächste Fest.
00:11:28: Wie nehmen Sie das wahr?
00:11:30: Die Stimmung bei Patienten und Angehörigen, wenn ich das so
00:11:32: fragen darf.
00:11:33: Ja, eigentlich ziemlich ähnlich, wie Frau Schnabel das auch gesagt hat.
00:11:36: Es ist nun mal hier der Klinikalter und die sind ja aus einem bestimmten Grund hier.
00:11:39: Und da geht ja auch weiter so in der Advents- und Weihnachtszeit.
00:11:43: Und dann braucht es ja auch den ganzen medizinischen Apparat, der da eben seine Arbeit tut.
00:11:51: Aber ich habe das auch erlebt, dass es eben in den Patientenzimmern, dass die selber auch noch was schmücken oder die Angehörigen es sehr nett machen.
00:11:58: Da hatte ich auch eine Familie auf der Intensivstation, also die das so toll geschmückt.
00:12:03: Da war so eine Wahnsinnsatmosphäre in diesem Raum, wo ich dachte, wow, also ich bin hier auf der Intensivstation und die haben das so liebevoll gemacht.
00:12:12: Ich bin selber total gern in diesen Raum gegangen und fand es an der Stelle wirklich auch ein Stück besinnlich in dem Zimmer, obwohl der Mann im Sterben lag und die Frau mit ihren erwachsenen Kindern da war, aber es war eine ganz gute Atmosphäre da.
00:12:25: Und ich glaube so punktuell können wir auch das erleben.
00:12:29: Aber es ist halt insgesamt der normale Klinikalltag.
00:12:32: Aber man merkt eben, es ist schön geschmückt und das ist ein großer Unterschied und das macht ja auch was aus.
00:12:37: Das muss man dann gar nicht unbedingt nochmal benennen, sondern das strahlt was aus und das ist eine besondere Atmosphäre.
00:12:45: Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
00:12:48: Versuchen Sie auch eine gewisse... Besinnlichkeit auszustrahlen, versuchen sie vielleicht irgendwelche Weihnachtsbotschaften zu mitzunehmen oder spielt das keine Rolle.
00:13:01: Sie befinden sich ja selbst auch quasi in einer adwentlichen Stimmung, womöglich in einer weihnachtlichen Stimmung.
00:13:06: Inwiefern prägt das Ihre Arbeit in diesen Wochen in der Klinik?
00:13:11: Also eins, was mir als erstes einfällt, ist, dass wir uns jedes Jahr viel Mühe geben, eine Weihnachtskarte zu gestalten, die am besten anheilig Abend oder ... in den Weihnachtstagen auf allen Patiententablets ausgeteilt wird.
00:13:24: Also alle Patientinnen, die dann hier sind in der Klinik und irgendwie was zu essen bekommen, die bekommen dann eben auch unsere Weihnachtskarte.
00:13:33: Wir bringen die außerdem persönlich auf die Stationen und auch an viele Stellen nochmal extra, mit denen wir so zu tun haben.
00:13:41: Ein Beispiel ist die Zentralforte der Uniklinik, die unsere Rufbereitschaft verwaltet.
00:13:45: Da gehen immer welche aus unserem Team dann hin.
00:13:49: bringen die Weihnachtskarte vorbei und überhaupt ein Weihnachtsgruß und sagen mal Danke für die viele Arbeit, die die Vorteil auch für uns tut und das machen wir an anderen Stellen in der Klinik dann eben auch.
00:13:57: Also für uns ist das eine Gelegenheit nochmal Kontakt herzustellen mit den vielen, vielen Stellen, mit denen wir übers Jahr so zu tun haben.
00:14:05: Gärtnerei oder Vorstand oder Pflegedirektion oder Patientenservice oder ja alle möglichen Gewerke, die hier so zu tun haben.
00:14:16: Und mit der Weihnachtskarte verbunden oder in der Weihnachtskarte steht dann natürlich auch inhaltlich, was wir so als Weihnachtsbotschaft in diesem Jahr dann gerne in die Klinik tragen wollten.
00:14:25: Das ist so eins, was mir gleich einfällt.
00:14:28: Tragen Sie die Weihnachtsbotschaft auch in Gesprächen mit Patientinnen und Patienten ein Stück weit?
00:14:34: Gibt es das auch?
00:14:36: Also vielleicht punktuell, aber ich sage mal im Großen und Ganzen laufen erstmal die Gespräche über die... die Lebensthemen und der Menschen ab, was sie halt in der Zeit bewegt.
00:14:48: Und das ist jetzt weniger die Weihnachtsbotschaft.
00:14:50: Also, ich würde mal sagen, ich trage die Weihnachtsbotschaft immer in mir und mit mir, aber ich füge jetzt deshalb nicht in der Advents- oder Weihnachtszeit andere Gespräche so.
00:15:02: Wenn es denn mal draufkommt, wie Frau Schnabel auch sagte, dass es Patienten umtreibt, dass sie eben an Weihnachten im Krankenhaus sind, dann ... Ja, kann man das eben aufgreifen und dann nochmal sprechen, was das denn für sie bedeutet und wie sie das möglichst gut dann in der Klinik auch für sich als Familie gestalten können.
00:15:18: Aber erst mal geht es halt um andere Themen und ja, die stehen im Vordergrund.
00:15:26: Es ist allerdings schon so, dass wir uns ja auch mit Veranstaltungen irgendwie Mühe geben, der Weihnachtszeit irgendwie ein bisschen Raum zu geben.
00:15:36: Das heißt, es gibt zu bestimmten Zeitpunkten andachten, die wir feiern oder auch besondere Gottesdienste, die gefeiert werden, zu denen wir dann in unsere Klinikirche einladen oder in die Kapellen.
00:15:47: oder wir gestalten die Kapellen, für die wir zuständig sind, so, dass es da irgendwas gibt, was man da finden kann und mitnehmen kann und zum Beispiel jemandem mitbringen kann auf Station, der jetzt gerade selber das Zimmer nicht verlassen kann.
00:15:59: Also wir versuchen die Räume, für die wir zuständig sind und den Bereich, für den wir zuständig sind, natürlich besonders und weihnachtlich irgendwie zu gestalten.
00:16:07: Wir haben ja zwei quasi Kirchorte in der Klinik, einmal im Bettenhaus die evangelische Kapelle, die halt quasi indoormäßig gut besucht werden kann und die katholische Klinik-Kirche, die auch auf dem Gelände ist, die ist halt größer und da können Echte Kerzen angezündet werden.
00:16:25: in der Kapelle dürfen, das sind die elektronischen Kerzen.
00:16:29: Und in der katholischen Klinikirche werden dann in der Adventszeit immer zweimal abends sogenannte Roratemessen gefeiert, also so besondere Messen mit Kerzenschein.
00:16:40: So wem es möglich ist von den Patienten, die kommen dahin, aber das ist nur ein geringer Teil, aber davon kann man auch erzählen.
00:16:51: Welchen, wenn wir da was Besonderes hatten, dann quasi mit aufs Zimmer gebracht, wenn wir irgendwie so eine kleine Laterne oder irgendwas hatten.
00:16:57: Das habe ich dann mit in die Klinik reingenommen, um ihnen da auch was von mitzugeben.
00:17:03: Und das wird dann auch gerne angenommen.
00:17:05: Und das ist dann schön, um so ein Bogen zu schlagen.
00:17:08: Zu dem, was wir hier auch da nochmal Besonderes anbieten.
00:17:12: Sie beide werden... Das habe ich jetzt gelernt, nicht nur, aber eben auch zu fällende Rufen, die nicht gut ausgehen, möchte ich mal ausdrücken.
00:17:20: Nun ist Weihnachten ja das Fest von Christi Geburt.
00:17:23: Macht es dieser Umstand, ich sage mal besonders schlimm, an einem Feiertag im Krankenhaus zu sterben?
00:17:33: Hm.
00:17:34: Das ist eine gute Frage.
00:17:36: Ich würde mal behaupten für die Familien, ich sage mal, wo so ein Sterben
00:17:44: ... sich
00:17:47: nicht unbedingt länger schon anbahnt, was, sag mal so, als Katastrophe hereinbricht.
00:17:53: Es ist immer schlimm, wenn jemand stirbt.
00:17:57: Es kann sein, dass es für den einen anderen emotional noch mal schwieriger ist, wenn das an Weihnachten stattfindet, aber ich glaube, dass Sterben an sich und den Abschied das Loslassen müssen eines geliebten Menschen, ist für viele erst mal eine Katastrophe.
00:18:12: So, je nachdem unter welchen Umständen das hier ist und dann... weiß ich gar nicht, ob die das unbedingt noch so wahrnehmen, dass es jetzt an Weihnachten ist.
00:18:22: Für manche, also mag das sein?
00:18:25: Weiß nicht, wie du es erlebst in deinen Bereichen.
00:18:28: Ja, ich glaube, es macht einen Unterschied vor allem in der Zukunft, weil ja, wenn jemand jetzt ausgerechnet an Weihnachten verstirbt oder an einem anderen besonderen Tag im Jahr, dann wird jedes zukünftige Weihnachtsfest von der Erinnerung an diesen Tod natürlich besonders geprägt sein.
00:18:45: Und ich glaube, Das macht einen Unterschied.
00:18:50: Und das macht dann nicht das Ereignis an sich.
00:18:53: Schlimmer oder weniger schlimm, aber es prägt das Leben vielleicht auf eine andere Weise, wenn das dann bedeutet, ich werde auch in Zukunft an Heiligabend immer daran denken, wie da die Person, die mir wichtig war, gestorben ist.
00:19:04: Wie spenden Sie denn Trost an die Angehörigen?
00:19:08: Das ist ja tatsächlich nichts, was nur Weihnachten betrifft, sondern ich würde fast behaupten, ihr alltäglicher ... wie alltägliches Brot ist, wie gehen Sie davor?
00:19:20: Reicht es manchmal einfach nur, ich sag mal, zu schweigen und zuzuhören?
00:19:23: Oder was ist Ihnen dabei wichtig?
00:19:28: Da fällt mir ein Satz ein, den unser Kollege mal gesagt hat, der hat so ungefähr gesagt, Trost kann dann entstehen, wenn man nicht unbedingt den Trost ansteuert, sondern den Kummer.
00:19:39: Und er meinte damit, dem Kummer Raum zu geben oder dem Leid und den Fragen und der Hilflosigkeit und der Trauer.
00:19:47: oder der Wut, all den schweren Gefühlen, die so auftreten können, wenn man denen Raum gibt und die sein lässt und die mit aushält und darüber ins Gespräch kommen kann und die nicht klein redet oder sagt, sei doch dankbar für irgendwas oder so, sondern das erstmal einfach alles da sein lässt, so wie es ist, dann kann das was Tröstliches haben.
00:20:13: Und da würde ich sagen, das ist die eine Aufgabe, die wir haben, das mit aushalten, was da ist und nichts jetzt ändern wollen oder schnell irgendwas, irgendwelche Lösungen herbeischaffen wollen.
00:20:24: Das ist nicht unsere Rolle, würde ich sagen, sondern unsere Rolle ist, bei den Menschen sein, in Kontakt miteinander sein, uns gegenüber ernst nehmen, interessiert und offen nachfragen und da sein und mit aushalten.
00:20:38: Alles das mit aushalten, was halt da ist.
00:20:40: Und darüber hinaus, würde ich sagen, ist in dem Gespräch dann auch unsere Rolle, vielleicht eine neue Perspektive zu eröffnen oder eine neue Perspektive anzubieten.
00:20:49: die Dinge vielleicht aus einer anderen Perspektive zu betrachten als Angebot.
00:20:54: Und ob das gegenüber das dann annimmt oder nicht, das liegt nicht in unserer Hand.
00:20:58: Und weil ich würde sagen, ja, das eine ist das mit Aushalten und das andere ist dann eben im Gespräch möglicherweise noch mal eine andere Sichtweise gemeinsam entwickeln.
00:21:08: Ich würde auch noch ergänzen, das so mit dem Aushalten, wenn sich dann so der Raum eröffnet.
00:21:17: für ein Gespräch, wo eben all das erst mal ausgesprochen werden kann, was da ist, ist es auch mitunter schon mal so möglich, dann mal vorsichtig zu fragen, was gibt es denn in dieser Situation, die erst mal so völlig haltlos ist, trotzdem so als irgendeinen Halt, etwas, was noch Sinn gibt oder so auch die Kraft gibt, durchzuhalten.
00:21:42: Und wir wissen ja oftmals gar nicht, was für eine Spiritualität haben die Menschen.
00:21:47: Wenn wir gerufen werden, ist das nicht in erster Linie, dass es dann sofort um tiefe Glaubensgespräche geht, sondern es ergibt sich oft aus solchen Situationen.
00:21:56: Und dann frage ich manchmal ganz berutsam, ja, haben Sie für sich einen Glauben etwas, was Ihnen halt gibt?
00:22:04: Und wenn es in die Richtung eine Antwort gibt, dann gehe ich berutsam weiter.
00:22:09: schaue mal, was kann ich dem Menschen vielleicht jetzt auch anbieten?
00:22:12: Gibt es vielleicht dann ein tröstliches Wort aus der Bibel, wo es jetzt passend ist?
00:22:15: Also wir stülpen nie irgendwas über, sondern ja, wir gucken erst mal so, wo sind die Menschen selber?
00:22:21: So, was brauchen sie jetzt und wo können sie auch überhaupt innerlich mitgehen?
00:22:25: Weil es nützt ja keinem, wenn ich dem da jetzt mit meinen Frommensprüchen komme, sag ich mal, und dann ja.
00:22:31: Es ist nur ein so vor den Kopf gestoßen, wenn du nach dem Motto, das wird schon wieder so, wenn du fest genug glaubst und dann geht alles gut aus.
00:22:38: So, das ist es ja oft nicht.
00:22:39: Manchmal ist es auch so, dass ich sage, in dieser Situation, ich kann auch jetzt erst mal nur mit ihnen schweigen.
00:22:45: Alles, was ich jetzt sage, ja, passt erst mal nicht.
00:22:51: Und das muss auch, also das ist auch wichtig, das zu tun.
00:22:57: Ja, genau.
00:22:58: Und manchmal, wenn es sich stimmig anfühlt für das Gegenüber.
00:23:02: dann kann es auch sein, dass unsere Rolle ist, dann irgendwie ein Ritual anzubieten.
00:23:07: Auch das nicht zwingend explizit christlich, aber eben auch... Haben
00:23:11: Sie Beispiel?
00:23:13: Ja, zum Beispiel, wenn jemand verstorben ist, dass wir dann uns gemeinsam nochmal ums Bett versammeln.
00:23:20: Ich hatte einen Patienten, da habe ich der Familie angeboten, auf so Holzherzen, die ich von dir hatte, nochmal was aufzuschreiben und das... dem Patienten aufs Bett zu legen und sozusagen mitzugeben.
00:23:34: Oder wenn das für die Familie stimmig ist, dann spreche ich ein Gebet oder segne den Patienten nochmal oder wir als Familie stellen uns drum herum und stellen uns unter den Segen Gottes so was.
00:23:46: Und manchmal auch ganz anders eben, je nachdem was für die Familien dann passend ist.
00:23:52: Wir haben so kleine ... Engel, ich sag mal, in verschiedenen Formen oder Holzkreuzchen, also je nachdem, wo man merkt, wie ist der Mensch unterwegs, dann ist es auch gut, jemandem einfach was in die Hand zu geben, zu sagen, sodass, das können Sie nochmal festdrücken oder ich gebe Ihnen den Engel mit an die Seite.
00:24:07: für die Familien, habe ich so kleine bunte Engel, da freuen die sich immer, wenn sie so was bekommen oder halt ihr habt einen aus Holz, da merkt man so, dann gibt es auch nochmal so einen zusätzlichen ... Ja, Trost und Halt, wenn ich da etwas im wahrsten Sinne des Wortes in die Hand bekomme.
00:24:26: Und da kann ich mich einfach dran festkrallen und spüre vielleicht ein bisschen Kraft
00:24:31: und Trost.
00:24:31: Ich finde interessant.
00:24:33: Ihre Beobachtung entspricht ja der Realität gerade in so einem großen Krankenhaus wie der Uniklinik in Köln.
00:24:38: Da treffen halt nicht nur Christen aufeinander, sondern Menschen vieler Religionen und Weltanschauungen.
00:24:44: Sie haben es gerade schon erzählt, dass sie dafür dann auch ein Gespür entwickeln, passt ein Bibelspruch, passt kein Bibelspruch.
00:24:51: Was mich interessiert.
00:24:52: Gibt es von Menschen, die jetzt nicht Christen sind, überhaupt einen Bedarf mit einem katholischen oder evangelischen Seelsorger zu sprechen?
00:24:59: Oder haben Sie dann noch andere Ansprechpartner?
00:25:02: Wie sieht das daraus bei Ihnen?
00:25:05: Also in der Seelsorge sind wir die einzigen.
00:25:08: Da gibt es eben evangelische und katholische Seelsorge, jedenfalls hauptamtlich.
00:25:14: Unsere Kolleginnen ist auch beteiligt in der Ausbildung ehrenamtlicher muslimischer SeelsorgerInnen.
00:25:19: Da hatten wir immer mal Menschen, die dann hier den praktischen Teil ihrer Ausbildung gemacht haben und von unserer Seelsorgekollegin begleitet wurden, weil wir glauben, dass das eben gut und wichtig ist, dass es zukünftig auch muslimische Seelsorge gibt, aber die gibt es eben noch nicht hauptamtlich und fest, sondern im Moment ehrenamtlich und für uns erreichbar, aber eben nicht zu jeder Zeit.
00:25:42: Und auf ihre Frage, ich würde sagen, ja, die Menschen, die hier sind, sind ja in der Mehrheit irgendwie in einer Krisensituation, weil Klinikaufenthalt eben immer irgendwie Krise bedeutet.
00:25:55: Und da habe ich den Eindruck, ja, es gibt einen Bedarf von vielen Menschen, egal welcher Religion und welcher Weltanschauung sie angehören, gegenüber zu haben, mit dem sie sprechen können, gegenüber zu haben, das zuhört und vielleicht mit sortiert oder mit aushält, alles das.
00:26:14: Und da spielt dann ... die religiöse Zugehörigkeit nicht in erster Linie eine Rolle.
00:26:21: Unser Verständnis von Spiritualität ist auch ein sehr Weites.
00:26:23: Wir verstehen das im Sinne von Spiritual Care so, dass wir gehen davon aus, dass jeder Mensch eine Spiritualität hat und wir meinen damit etwas, das dem Menschen Sinn und Halt gibt, auch dann, wenn alles andere irgendwie haltlos ist.
00:26:37: Und das kann eben was explizit religiöses sein, wie eine christliche Glaubensüberzeugung, aber es können auch andere Dinge sein, sowas wie die Familie oder das Freiheitsgefühl beim Segeln oder das Wandern und dann oben auf dem Berg ankommen und das Gefühl, dass ich habe, wenn ich dann auf die anderen Berge gucke.
00:26:58: Alles das ist ja auch irgendwie Spiritualität, würden wir sagen.
00:27:02: Und darüber kommen wir mit den Menschen ins Gespräch.
00:27:06: Also Spiritual Care, das bedeutet Sorge um die spirituelle Dimension des Menschen.
00:27:10: Und dafür sind wir zuständig für alle Fragen nach Sinn und Halt, nach was trägt uns eigentlich im Leben.
00:27:17: eben unabhängig von religiöser oder weltanschaulicher Zugehörigkeit, wohl aber von unserem christlichen Standpunkt aus, den wir zur Verfügung stellen, wo es angemessen erscheint.
00:27:27: Und ich habe mit muslimischen Familien schon sehr tiefe Glaubensgespräche geführt, also wo die mich als ihr Kind im Sterben lag, auch gefragt haben, so wie verstehen Sie das als Christian mit dem Sterben?
00:27:39: Wie geht es für Sie?
00:27:41: Dann haben die mir Ihre Vorstellungen erzählt und das war also für uns... beide sehr dicht und sehr bereichernd.
00:27:48: Und ich würde mal behaupten, wenn es von der anderen Seite die Offenheit gibt, mit der wir ihnen entgegenkommen, dann gibt es da keine Grenzen der Religion, sondern das ist ja nur, ich sag mal, die Religionszugehörigkeit, ein Teil dieses Menschen, was ihm wichtig ist oder was ihn ausmacht, aber da gehört ja viel mehr dazu.
00:28:06: Und deshalb ist das für uns kein Hinderungsgrund, dass wir sagen, wir sind für alle hier in der Klinik, die einfach jetzt... da haben, dass jemand mal von außen dazukommt und oftmals ergeben sich da sehr gute und bereichernde Gespräche.
00:28:24: Nun sind Sie ja Frau Bartsch katholisch und Sie Frau Schnabel evangelisch.
00:28:27: Macht das einen Unterschied in der Seelsorge?
00:28:29: Haben Sie da andere Ansätze, andere Schwerpunkte oder ist es doch relativ vergleichbar?
00:28:35: Also ich würde sagen im Grunde machen wir beide das Gleiche oder wir alle in unserem ökumenischen Team und arbeiten daher auch sehr eng und vertrauensvoll zusammen.
00:28:43: Und Unterschiede gibt's natürlich trotzdem.
00:28:47: Zum Beispiel gibt's im katholischen Bereich das Sakrament der Krankensalbung oder die Krankenkommunion.
00:28:56: Das sind dann Dinge, die ich als evangelische Fahrerin nicht spenden kann, sondern wo ich dann an meine katholischen Kollegen verweise, wenn sich ein Patient das explizit wünscht.
00:29:05: Und es kommt natürlich auch vor, dass Patienten äußern, dass sie speziell mit einer Person der eigenen Konfession sprechen möchten.
00:29:13: Dann machen wir das möglich.
00:29:14: Aber ansonsten würde ich sagen, tritt das eher hier in den Hintergrund hinter der Zuwendung zu Menschen einfach so, wie er da ist.
00:29:23: Das ist ja sowieso so im Krankenhaus, dass da irgendwie ganz viel, was außerhalb der Klinik eine große Rolle spielt,
00:29:28: auch
00:29:29: Beruf oder Status oder, weiß ich nicht, Haus, alles Mögliche, das tritt hier in den Hintergrund.
00:29:36: Und im Vordergrund steht dann der Mensch und sein Körper und seine Beziehungen.
00:29:41: Beziehungen sind was... Total essenzielles hier und dann eben auch die Beziehung, die sich zu uns als Seelsogarin entwickeln kann.
00:29:51: Das mit den Sakramenten, das ist halt schon noch mal so das Spezifische bei uns und das zum Beispiel Krankensaubung.
00:29:58: Also das kommt regelmäßig vor, dass das auch noch mal so zum Lebensendenwunsch ist.
00:30:03: Natürlich jetzt gerade ist am Mainz besonders bei älteren Patientinnen, Patienten oder deren Angehörigen, die einfach da noch mal eine größere Vertrautheit so jetzt.
00:30:13: dem katholischen Ritos haben.
00:30:15: und das ermöglichen wir auf jeden Fall immer, wenn wir sagen, wenn sie das brauchen, dann wir haben zwei Klinikfahrer, die eben auch in unserem katholischen Team dabei sind und das kriegen wir auf jeden Fall immer ermöglicht.
00:30:29: Oder sonntags, nach dem Gottesdienst, um halb zehn ist bei uns immer katholische Messfeier in der Klinikirche und anschließend bekommen die Patientinnen, die das möchten, die Kommunion aufs Zimmer.
00:30:39: deren Amtliche, die dann mit in die Klinik hineingehen.
00:30:42: Und das finde ich ist auch noch mal ein sehr schönes Zeichen, so der Verbindung.
00:30:48: Wenn ich Ihnen beiden nun die letzte halbe Stunde zugehört habe, haben Sie selber auf das Wort Krise in den Mund genommen, die ist ja für die Patientinnen und Patienten, ist und Sie sind mit Tod, mit Krankheit, mit Trauer konfrontiert.
00:31:02: Da frage ich mich, wie bleiben Sie da resilient und stark und schirmen sich?
00:31:09: Ab von den ganzen Gefahren des Lebens.
00:31:12: Vielleicht kann der eine oder andere Hörer da auch noch ein Tipp mitnehmen, wie man stark bleibt, auch in schwierigen Zeiten.
00:31:20: Ich weiß gar nicht, ob stark sein immer das Ziel ist.
00:31:22: Ich glaube, manchmal ist Schwachsein auch in Ordnung.
00:31:26: Aber die Frage zielt ja auch in die Richtung, wie hält man das aus?
00:31:29: So viel mit diesem Themen konfrontiert zu sein, so verstehe ich sie jedenfalls.
00:31:37: In mir löst diese Arbeit oft eine große Demut und Dankbarkeit aus.
00:31:43: weil mir hier jeden Tag so bewusst wird, wie schnell das Leben sich so sehr ändern oder wie schnell es auch zu Ende gehen kann.
00:31:52: Und das ist natürlich herausfordernd, damit ständig konfrontiert zu sein, aber es führt bei mir eher zu einer großen Wertschätzung für das Leben und für das, was da ist und zu einer großen Dankbarkeit für die Beziehungen, die ich habe.
00:32:09: Also es schärft so den Blick für das Wesentliche im Leben.
00:32:11: Worum geht's denn eigentlich oder was ist denn eigentlich wichtig im Leben?
00:32:16: Und das ist dann eben wiederum was, was mich auch trägt.
00:32:19: Abgesehen davon, dass mein Glaube als Boden etwas ist, der mich trägt.
00:32:26: Also das Vertrauen darauf, dass da einer ist, der da ist und der uns hält und trägt.
00:32:32: Egal, was wir erleben.
00:32:34: Da möchte ich gerne anknüpfen, weil das ist auch für mich so, dass ... Ja, wichtigste und wesentlichste, was mich überhaupt hier hält und mir diese Arbeit ermöglicht.
00:32:43: Also, ja, mein tiefer Glaube, der ja immer mitgeht, ob ich den jetzt nur explizit ausspreche oder nicht.
00:32:49: Aber das ist für mich so der Bereich.
00:32:52: Ja, ohne den kann ich das nicht tun.
00:32:54: Und nach sehr belastenden Einsätzen gehe ich oft noch in die Klinikirche zünd' eine Kerze an und übergibt diesen Menschen, diese Familie so ganz bewusst im Gebet nochmal an Gott und sagt, also ich habe jetzt alles getan, ich übergibt sie dir und bitte und bete nochmal für die Familie.
00:33:09: Und das ist für mich so mein Teil, es auch wieder ein Stück loszulassen.
00:33:13: Und dann tut es mir immer total gut, wenn ich nach meinen Diensten mich aufs Rad setze, nach Hause radel und das im Wassensiswort es dann auch hinter mir lasse und mir auch immer sage, so ich schleppe den jetzt nicht alle in meinem Rucksack mit mir, dann wird der im Laufe des Lebens viel zu schwer.
00:33:29: Ich versuche es wirklich loszulassen und nur so ist es möglich.
00:33:33: Und das gelingt mir also im Großen und Ganzen sehr gut.
00:33:35: Es gibt wenige Fälle oder Familien.
00:33:39: Begegnungen, die mir so zu Hause noch nachhängen.
00:33:44: Ja, eigentlich fühle ich mich da schon gut, auch gestärkt und gehalten.
00:33:50: Ich glaube, das ist auch eine schöne Botschaft fürs Weihnachtsfest, die unsere Hörerinnen und Hörer mitnehmen können aus dieser Folge.
00:33:57: Stephanie Badsch, die katholische Pastoralreferentin und die evangelische Pfarrerin Caroline Schnabel von der Uniklinik in Köln waren das bei uns im Podcast Erststimme.
00:34:07: Ich möchte mich... Ganz herzlich bedanken für Ihre Zeit und Ihnen nur das beste Wünschen für Ihre sehr wertvolle Arbeit, die Sie dort leisten.
00:34:16: Vielen Dank.
00:34:16: Frohe Weihnachten.
00:34:21: Ja, und das war sie die letzte Folge von Erststimme für dieses Jahr.
00:34:25: Ich möchte mich im Namen des gesamten Teams für Ihr Interesse in diesem Jahr bedanken.
00:34:30: Die nächste Episode, die erscheint Anfang Januar.
00:34:33: Und wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, abonnieren Sie doch unseren Podcast in Ihrer Streaming-App.
00:34:39: Ich bin Michael Schöppe, Ihnen eine gute Zeit und besinnliche Feier.
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